Frühkastration

Die Tierschützer plädieren für die Frühkastration, um unerwünschte Vermehrung zu verhindern. Sie sehen in der Frühkastration eine wirksame Möglichkeit, das durch Überpopulation entstehende Katzenelend zu verhindern.

Den Züchtern bereitet es Sorgen, daß immer häufiger Menschen als Liebhabertiere gekaufte Maine Coons gegen den Willen des Züchters aus Gelderwerbsgründen zu Zuchtzwecken verwenden. Nicht jedes Liebhabertier ist für die Zucht geeignet. Züchten setzt außerdem Wissen voraus und die Bereitschaft, dieses Wissen dann auch anzuwenden, selbst wenn die Umsetzung Geld kostet. Die Frühkastration soll Abhilfe schaffen.


Nach wie vor ist die Frühkastration aber nicht wirklich unumstritten. Dabei geht es aber ausschließlich um die Frage, ob es günstiger ist, Katzen vor oder nach Erreichen der Geschlechtsreife zu kastrieren. Noch immer gibt es viel zu wenig neutrale Studien, auch wenn Frühkastration schon lange praktiziert wird, vor allem in Amerika. Dort ist die Situation allerdings wesentlich anders als bei uns. In den USA besteht eine so gewaltige Überpopulation von Katzen und Hunden, daß jährlich eine hohe Zahl streunender Tiere euthanasiert werden. Welche Folgen diese Form der Frühkastration im weiteren Leben hat, ist noch immer nicht hinreichend bekannt. Die Hauptbedenken gelten der Tatsache, daß die verschiedenen Zusammenhänge und Wechselwirkungen  in Bezug auf das Hormonsystem viel zu komplex sind - zum Teil noch unerforscht - als daß man sie so einfach ignorieren könnte.  


Einige Bedenken gegen die Frühkastration konnten klar widerlegt werden. Der chirurgische Eingriff selbst stellt für Kitten kein erhöhtes Risiko dar. Es ist eher das Gegenteil der Fall, vorausgesetzt, der Tierarzt hat die entsprechende Erfahrung. Es genügt ein kleinerer Schnitt, es ist noch weniger Fettgewebe vorhanden, dadurch ist auch die Blutungsmenge geringer. Komplikationen gibt es nur selten, und die Tiere sind sehr schnell nach dem Eingriff wieder vollkommen fit.

(Besonders wichtig bei Operationen an Jungtieren sind die Erhaltung der Körpertemperatur, die richtige Dosierung der Anästhetika, da der Atemapparat bei Jungtieren noch nicht vollständig entwickelt ist, und die Erhaltung des richtigen Blutzuckerspiegels. Für einen guten, erfahrenen Tierarzt dürfte das aber kein Problem darstellen.)


Die häufig geäußerte Befürchtung, daß bei frühkastrierten Katern der Harnröhrendurchmesser klein bleibt, hat sich nicht bestätigt. Frühkastrierte Kater weisen ganz ähnliche Harnröhrendurchmesser auf wie unkastrierte oder später kastrierte Kater. Eine erhöhte Gefahr bezüglich Harngries ist also nicht gegeben.

Ganz unbedenklich ist aber die Frühkastration für die männlichen Tiere nicht. Zwischen dem vierten und fünften Monat löst sich die Vorhaut vom Penis ab. Beim frühkastrierten Tier kann dieser Vorgang nicht normal stattfinden. Geschieht die Kastration genau während dieser Ablösungphase, können sich kleine "Taschen" bilden, in denen sich später Schmutz ansammelt. Das kann zu Entzündungen führen.


Eine weitere Folge der Frühkastration besteht darin, daß sich die Wachstumsfugen der Knochen später als normal schließen. Die Röhrenknochen werden etwas länger. Das wäre kein Nachteil. In sehr seltenen Einzelfällen wurde allerdings bei frühkastrierten Tieren erhöhte Knochenbrüchigkeit festgestellt.


Eine harmlose Folge der Frühkastration ist eine Beeinträchtigung der Fellqualität. Das "Babyfell" bleibt erhalten.


Die ev. möglichen Nachteile einer Frühkastration gelten natürlich für jede Kastration vor der Geschlechtsreife. Erfahrungsgemäß werden aber die meisten Tiere bei ihren neuen Besitzern vor Erreichen der Geschlechtsreife kastriert, Kätzinnen vor der ersten Rolligkeit und Kater ehe sie Katerverhalten zeigen. Einer Kastration während der Pubertät, in der Praxis der häufigste Zeitpunkt, ist die „frühe“ Frühkastration absolut vorzuziehen.


Einen Eingriff in die Natur stellt jede Kastration dar. Die Haltungsbedingungen, die wir den Tieren bieten, sind aber mindestens ebenso unnatürlich. Wer Tiere züchtet, unkastrierte Tiere hält, weiß, wie stark die Sexualität der Motor des Tierlebens ist. Wenn sie nicht ausgelebt werden kann, kann es für das Tier sogar sehr belastend sein. Bei Kätzinnen besteht außerdem extrem erhöhte Gefahr von Eierstockzysten und Gebärmutterentzündung.

Was die Kastration an sich anlangt, überwiegen sicher die positiven Seiten, aber das ist ja längst bekannt und vielfach bewiesen. Die Frage nach dem optimalen Kastrationszeitpunkt läßt sich nicht so einfach beantworten. Bei wild lebende Katzen kann die Frühkastration als aktive Maßnahme des Tierschutzes angesehen werden. Wie alle Kastraten sind auch frühkastrierte Tiere weniger aggressiv und anschmiegsamer..................